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Sankt Martin und das Wunder der Weckmann-Teilung

Orange-rot leuchtet die Laterne vom zweijährigen Levi. Es ist seine erste selbstgebastelte, und sie hat zur Überraschung seiner Eltern bis zu diesem 17. November gehalten. Mit ein paar Tagen Verspätung feiern heute die Kinder und Eltern aus dem Kinderhaus den heiligen Martin. Weil er auf das Problem sozialer Ungleichheit mit Menschlichkeit reagierte. Auch heute wird die Geschichte des armen Mannes wieder gut ausgehen. 

Die Sonne ist längst untergegangen, als sich die Kinderhaus-Kinder mit ihren Eltern aufmachen zum Marktplatz in der historischen Oberstadt. Statt der Blaskapelle warten dort Philipp mit der Gitarre, Yvonne und ein Besenstielpferd. Viel mehr werden die Schauspieler-Kinder später auch nicht brauchen, um die Illusion perfekt zu machen: Spontan wird Sankt Martin noch an Ort und Stelle seinen Mantel teilen, als er auf der Markttreppe einen Bettler frieren sieht. Die Story – so oft man sie auch hört – nutzt sich einfach nicht ab.

Bei den Sankt Martins-Liedern brillieren die Kinder mit Textsicherheit, selbst die ganz Kleinen skandieren „Ama-Mann“ mit Inbrunst. So wie Carlotta, die dieses Jahr zum ersten Mal St. Martin so richtig bewusst miterlebt.

Nach einer Runde um St. Lambertus zieht die Laternenprozession mit ihren Fußbällen und Einhörnern rüber ins Kinderhaus, wo der Zug herzlich empfangen wird. Das Außengelände – ein Meer aus Kerzen und Laternen. Die Eltern reichen sich Becher mit Glühwein, die Kinder beißen in Weckmänner, tollen über die Spielgeräte und stehen ums Feuer. Früh nach Hause gehen wird keiner. Der alte Sankt Martin wäre stolz, wie gern man ihn hier feiert.

Ob Levi verstanden hat, was die Geschichte mit ihm zu tun hat? Ich frage ihn, ob er seiner kleinen Schwester etwas von seinem Weckmann abgeben möchte. Er will.

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